Das Neue Testament

Inhaltsverzeichnis

Evangelium nach Matthäus

1. Kapitel

1. Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams:

2. Von Abraham stammte Isaak, von Isaak stammte Jakob, von Jakob stammten Juda und seine Brüder.

3. Von Juda stammten Phares und Zara aus Thamar, von Phares stammte Esrom, von Esrom stammte Aram.

4. Von Aram stammte Aminadab, von Aminadab stammte Naasson, von Naasson stammte Salmon.

5. Von Salmon stammte Booz aus der Rachab, von Booz stammte Jobod aus der Ruth, von Jobod stammte Jesse, von Jesse stammte David, der König

6. Von König David stammte Salmon aus der Frau des Urias.

7. Von Salmon stammte Roboam, von Roboam stammte Abia, von Abia stammte Asaph.

8. Von Asaph stammte Josaphat, von Josaphat stammte Joram, von Joram stammte Ozias.

9. Von Ozias stammte Joatham, von Joatham stamte Achaz, von Achaz stammte Ezechias.

10. Von Ezichias stammte Manasse, von Manasse stammte Amos, von Amos stammte stammte Josias.

11. Von Josias stammten Jechionias und seine Brüder zur Zeit der Wegführung nach Babylon.

12. Nach der Wegführung nach Babylon stammte von Jechonias Salathiel, von Salathiel stammte Zorobabel.

13. Von Zorobabel stammte Abuid, von Abuid stammte Eliakim, von Eliakim stammte Azor.

14. Von Azor stammte Sadok, von Sadok stammte Achim, von Achim stammte Eliud.

15. Von Eliud stammte Eleazar, von Elearzar stammte Matthan, von Matthan stammt Jakob.

16. Von Jakob stammte Joseph, der Mann Marias, von der geboren wurde Jesus, genannt Christus (Messias).

17. Insgesamt also sind an Geschlechtern: von Abraham bis David vierzehn Geschlechter, von David bis zur Wegführung nach Babylon vierzehn und von der Wegführung nach Babylon bis Christus vierzehn Geschlechter.

Von Heiligem Geist

18. Mit der Geburt Jesu Christi verhielt es sich aber so: Als Maria, seine Mutter, mit Joseph verlobt war, fand es sich, ehe sie zusammenkamen, dass sie empfangen hatte vom Heiligen Geist.

19. Joseph, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, dedachte, sie heimlich zu entlassen.

20. Als er darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: "Joseph, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn, was gezeugt ist in ihr, stammt vom Heiligen Geist.

21. Sie wird einen Sohn gebähren dem sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk erlösen von seinen Sünden."

22. Dies alles ist geschehen, damit erfühlt würde ist vom Herren durch den Propheten:

23. "Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und man wird ihn Emmanuel nennen" was übersetzt heißt "Gott ist mit uns"

24. Joseph erwachte vom Schlafe, tat, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.

25. Und er erkannte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar, und er gab ihm den Namen Jesus.

2. Kapitel

Huldigung der Magier

1. Als nun Jesus war, zu Bethlehem in Judäa, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Magier aus dem Morgenland nach Jerusalem

2. und sprachen: "Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir sahen nämlich seinen Stern im Aufgang und sind gekommen, ihm zu huldigen."

3. Als der König Herodes dies hörte, erschrak er und ganz Jerusalem mit ihm.

4. Er versammelte alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und suchte von ihnen zu erfahren, wo der Messias geboren werde.

5. Sie aber sprachen zu ihm: "Zu Bethlehem in Judäa, denn so steht durch den Propheten:

6. Und du, Bethlehem, im Lande Juda, keineswegs bist du der geringste unter den Fürstensitzen Judas; denn aus dir wird hervorgehen ein Führer, der leiten wird mein Volk Israel (Mich 5,1)"

7. Da berief Herodes die Magier heimlich zu sich und erfoschte von ihnen genau die Zeit der Erscheinung des Sternes.

8. Dann sandte er sie nach Bethlehem und sprach: "Geht hin und forscht genau nach dem Kinde, und habt ihr es gefunden, so laßt es mich wiessen, damit auch ich komme und ihn huldige."

9. Sie hörten den Körten an, zogen fort, und siehe, der Stern, den sie im Aufgang gesehen, ging vor ihnen her, bis er ankam und stehenblieb über dem Ort, wo das Kind war.

10. Da sie den Stern sahen, hatten sie eine überaus große Freude.

11. Sie gingen in das Haus, fanden das Kind mit Maria, seiner Mutter, fielen nieder und huldigten ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

12. Und als sie im Traum die Weisung erhielten, nicht zurückzukehren zu Herodes, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Flucht nach Ägypten

13. Als sie weggezogen waren, siehe, da erschien ein Engel des Herrn dem Joseph im Traum und sprach: "stehe auf, nimm das Kind und seine Mutter und fliehe nach Ägypten, und bleibe dort, bis ich es dir sage; denn Herodes hat vor, das Kind zu suchen, um es zu vernichten."

14. Da stand er auf, nahm in der Nacht das Kind und seine Mutter und zog fort nach Ägypten.

15. Er blieb dort bis zum Tod des Herodes, damit erfüllt würde, was gesagt vom Herrn durch den Propheten: "Aus Ägypten rief ich meinem Sohn" (Os 11, 1).

Kindermord in Bethlehem

16. Als Herodes sah, dass er von den Magiern hintergangen war, wurde er sehr zornig, schickte hin und ließ in Bethlehem und in seiner ganzen Umgebung alle Jungs von zwei Jahren und darunter ermorden, entstprechend der Zeit, die er von den Magiern genau erfragt hatte.

17. Da erfüllte sich, was gesagt ist durch den Propheten Jeremias::

18. "Eine Stimme ward gehört zu Rama, viel Weinen und Klagen: Rachel beweint ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, da sie nicht mehr sind" (Jer 31, 15).

Rückkehr nach Nazareth

19. Nachdem aber Herodes gestorben war, siehe, da erschien ein Engle des Herrn im Traum dem Joseph in Ägypten.

20. und sprach: "Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und ziehe in das Land Israel; denn die dem Kinde nach dem Leben trachteteten, sind gestorben."

21. Da stand er auf, nahm das Kind und seine Mutter und zog in das Land Israel.

22. Als er aber hörte, dass Archelaus anstatt seines Vaters Herodes in Judäa regiere, fürchtete er sich, dorthin zu gehen, und zog, nachdem er im Traum Weisung erhalten hatte, in das Gebiet von Galiläa.

23. Dort angekommen, nahm er Aufenthalt in einer Stadt, die Nazareth heißt, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch die Propheten: Er wird ein Nazoräer genannt werden.

3. Kapitel

Johannes der Täufer

1. In Jennen Tagen trat Johannes der Täufer auf und predigte in der Wüste von Judäa

2. indem er sprach: "Bekehrt euch, denn genaht hat sich das Reich des Himmels."

3. Dieser nämlich ist es, von dem durch den Propheten Isaias gesagt ist: "Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn: macht gerade seine Pfade!" (Is 40, 3).

4. Er aber, Johannes, trug ein Kleid von Kamelhaaren und "einen ledernen Gürtel um seine lende" (4 Kg 1, 8), und seine Nahrung waren Heuschrecken und wilder Honig.

5. Da zogen Jerusalem und ganz Judäa zu ihm hinaus und die ganze Gegend am Jordan,

6. und sie ließen sich von ihm im Jordanfluß taufen und bekannten ihre Sünde.

7. Als er aber viele Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: "Ihr Nattenbrut! Wer hat euch gelehrt, dem kommenden Zorngericht zu entfliehen?

8. Bringt darum Frucht, die der Bekehrung entspricht,

9. und bildet euch nicht ein, euch vorsagen zu dürfen: Wir haben Abraham zum Vater! Denn ich sage euch: Gott kann diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken.

10. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gesetz. Jeder Baum nun, der nicht gute Frucht bringt, wird herausgehauen und ins Feuer geworfen.

11. Ich taufe euch mit Wasser zur Bekehrung; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich: ich bin nicht würdig, ihm die Schuhe zu tragen. Der wird euch taufen mit Heiligem Geist und Feuer.

12. Die Wurfschaufel hat er in seiner Hand, und säubern wird er seine Tenne; seinen Weizen wird er sammeln in den Speicher, die Spreu aber verbrennen in unauslöschlichem Feuer."

Taufe Jesu

13. Da kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich taufen zu lassen von ihm.

14. Johannes aber hielt ihn zurück und sprach: "Ich habe nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?"

15. Jesus antwortete ihm: "Lass es jetzt geschehen; denn so ziemt es uns, dass wir all Gerechtigkeit erfüllen." Da ließ er ihm zu.

16. Als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf, und siehe, es öffnete sich ihm der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabsteigen und über sich kommen.

17. Und siehe, eine Stimme vom Himmel sprach: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe."

4. Kapitel

Versuchung

1. Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste hinaufgeführt, um versucht zu werden vom Teufel.

2. Nachdem er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn zuletzt.

3. Da trat der Versucher hinzu und sprach zu ihm "Bist du Gottes Sohn, so sag, dass diese Steine Brote werden"

4. Er aber antwortete: "Es steht geschrieben: 'Nicht nur von Brot lebt der Mensch, sondern aus jedem Wort Gottes' (Dt 8, 3)."

5. Dann nahm ihn der Teufel mit in die Heilige Stadt, stellt ihn die Zinne des Tempels

6. und sprach zu ihm: "Bist du Gottes Sohn, so stürze dich hinab; denn es steht geschrieben: 'Seinen Engeln wird er deinetwegen befehlen, und sie werden dich auf Händen tragen, damit du nicht an einem Stein deinen Fuss stossest' (Ps 91, 11f)."

7. Jesus aber sprach zu ihm: "Wiederum steht geschrieben: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott nicht versuchen' (Dt 6, 16)."

8. Abermals nahm ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit

9. und sprach zu ihm: "Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest."

10. Da sprach Jesus zu ihm: "Weiche, Satan! Denn es steht geschrieben: 'Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen' (Dt 6, 13)."

11. Da ließ der Teufel von ihm ab, und siehe,Engel traten hinzu und dienten ihm.

In Galiläa

12. Als er aber vernahm, dass Johannes verhaftet worden sei, zog er sich nach Galiläa zurück.

13. Er verließ Nazareth, kam nach Kapharnaum, am See gelegen, im Gebiet von Zabulon und Nephthalim, und nahm dort seinen Wohnsitz.

14. So wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Isaias

15. "Das Land Zabulon und das Land Nephthalim entlang am See, jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden,

16. das Volk, das im Finstern sitzt, sah ein großes Licht, und denen, die im Land und im Schatten des Todes sitzen: ein Licht ging auf über ihnen" (Is 8,23f; 9,1).

17. Von dieser Zeit an begann Jesus zu künden und zu rufen: "Bekehrt euch, denn genaht hat sich das Reich des Himmels!"

Die ersten Jünger

18. Als er am Ufer des Sees von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, seinen Bruder, wie sie das Netz in den See warfen: sie waren nämlich Fischer.

19. Und er sprach zu ihnen: "Kommt, folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen!"

20. Sie verließen sogleich ihre Netze und folgten ihm nach.

21. Als er von dort weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes seinen Bruder, wie sie im Schiff mit Zebedäus, ihrem Vater, ihre Netze zurechtmachten, und er rief sie.

22. Sie verließen sogleich das Schiff und ihren Vater und folgten ihm nach.

Das erste Wirken

23. Jesus aber durchwanderte ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen, predigte das Evangelium vom Reich und heilt jede Krankheiten und jedes Gebrechen im Volke.

24. Der Ruf von ihm ging über ganz Syrien hin, und sie brachten zu ihm alle, die Leidend und Qualen: Besessene und Mondsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie.

25. Es folgte ihm viel Volk aus Galiläa, aus der Dekapolis, aus Jerusalem, aus Judäa und jenseits des Jordans.

5. Kapitel

Seligpreisung der Berufenen

1. Als er die Scharen sah, stieg er auf den Berg, und nachdem er sich gesetzt hatte, traten seine Jüner zu ihm,

2. und er tat seinen Mund auf, und lehrte sie und sprach:

3. "Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.

4. Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.

5. Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land zu Besitz erhalten.

6. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden.

7. Selig die Barmherzigkeit, denn sie werden Barmherzigkeit erfahren.

8. Selig, die lauteren Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.

9. Selig die Friedfertigen, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.

10. Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich.

11. Selig seid ihr, wenn sie euch schmähen und und verfolgen und lügnerisch alles Böse gegen euch sagen um meinetwillen.

12. Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß im Himmel. Denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren.

Jüngerberuf

13. Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz schal geworden ist, womit soll man es salzen? Es taugt zu nichts weiter, als dass es hinausgeworfen und zertreten von den Menschen.

14. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt nicht verborgen bleiben, die oben liegt auf dem Berg.

15. Auch zündet man nicht eine Lampe an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, und sie leuchtet allen, die im Jause sind.

16. So leuchte euer Licht vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater preisen, der im Himmel ist.

Himmelreich und Gesetz

17. Denkt nicht, ich sei gekommen, Gesetz oder die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen aufzuheben, sondern zu erfüllen.

18. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, wird nicht ein einziges Jota oder ein einziges Häkchen vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.

19. Wer daher eines von diesen kleinsten Geboten aufhebt und so die Menschen lehrt, der wird als Kleinster gelten im Himmelreich; wer sie aber tut und lehrt, der wird als Goßer gelten im Himmelreich.

20. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht viel vollkommener sein wird als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht hineinkommen in das Himmelreich.

Versöhnende Liebe

21. Ihr habt gehört, dass gesagt wurde zu den Alten: 'Du sollst nicht töten!' (EX 20, 13; Dt 5, 17). Wer abber tötet, wird dem Gericht verfallen sein.

22. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer zu seinem Bruder sagt: Du Tor! wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer zu seinem Bruder sagt: Du Narr! wird der Feuerhölle verfallen sein.

23. Wenn du daher deine Gabe zum Altare bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,

24. so lass deine Gabe dort vor dem Altar und gehe zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm opfere deine Gabe!

25. Verständige dich mit deinem Gegner ohne Zögern, solange du noch mit ihm auf dem Wege bist, damit dich nicht der Gegner dem Richter und Richter dem Gerichtsdiener übergibt und du in den Kerker geworfen wirst.

26. Wahrlich, ich sage dir: Du kommst nicht heraus von dort, bis du bezahlt hast den letzten Heller.

Heiligkeit der Ehe

27. Ihr habt gehört, das gesagt wurde [zu den Alten]: 'Du sollst nicht ehebrechen!' (Ex 20,14; Dt 5,18).

28. Ich aber sage euch: Ein jeder, der eine Frau anblickt mit begehrlicher Absicht, hat schon die Ehe mit ihr gebrochen in seinem Herzen.

29. Wenn dir dein rechtes Auge zum Ärgernis wird, so reiß es aus und wirf es von dir; denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengehe, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde.

30. Wenn dir deine rechte Hand zum Ärgernis wird, so hau sie ab und wirf sie von dir; denn es ist besser für dich dich, dass eines deiner Glieder verlorengehe, als dass deine ganzer Leib in die Hölle fahre.

Unauflösbarkeit

31. Es wurde auch gesagt: 'Wer seine Frau entläßt, gebe ihr einen Scheidebrief' (Dt 24,1).

32. Ich aber sage euch: Ein jeder, der seine Frau entläßt - nicht gilt Begründung mit Unzucht (Dt 24,1) -, macht sie zur Ehebrecherin, und wer eine Entlassene heiratet, bricht die Ehe.

Wahrhaftigkeit

33. Wiederum habt ihr gehört, dass gesagt wurde zu den Alten: 'Du sollst nicht falsch schwören' (Lev 19,12); 'Du sollst dem Herrn deine Schwüre halten' (Num 30,3; Dt 23,22).

34. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, auch nicht beim Himmel, denn er ist 'der Thron Gottes',

35. auch nicht bei der Erde, denn sie ist 'der Schemel seiner Füsse' (Is 66,1), auch nicht bei Jerusalem, denn es ist 'die Stadt großen Königs' (Ps 48,3).

36. Auch nicht bei deinem Haupte sollst schwören, weil du nicht ein einziges Haar weiß machen kannst oder schwarz.

37. Es sei euer Jawort ein Ja, euer Nein ein Nein. Was darüber hinausgeht, ist vom Bösen.

Wahre Wiedervergeltung

38. Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: 'Auge um Auge, Zahn um Zahn' (Ex 21,24; Dt 19,21).

39. Ich aber sage euch: Streitet nicht mit dem Bösen, sondern wenn einer dich auf dene rechte Wange schlägt, so halte ihm auch die adere hin!

40. Und wenn einer dich vor das Gericht bringen und deinen Leibrock nehmen will, dem lasse auch den Mantel!

41. Und wenn einer einer dich nötigt zu einer einzigen Meile, dem gehe zwei!

42. Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab!

Liebe ohne Schranken.

43. Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: 'Du sollst, deinen Nächsten lieben' (Lev 19,18) und deine Feinde hassen.

44. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde [,tut Gutes denen, die euch hassen,] und betet für sie, die euch verfolgen [und verleumd]

45. auf dass ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.

46. Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner das gleiche?

47. Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonders? Tun nicht auch die Heiden das gleiche?

48. Seid also vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist!

6. Kapitel

Vom Almosengeben

1. Gebt acht, dass ihr Gerechtigkeit nicht vor dem Menschen tut, um euch ihnen zur Schau zu stellen: sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.

2. Wenn du daher Almosen gibts, so posaune nicht vor dir her, wie die Heuchler in den Synagogen und auf der Straßen tun, damit sie gepriesen werden von den Menschen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn empfangen.

3. Wenn aber du Almosen gibts, so soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut,

4. damit dein Almosen im Verborgenen sei; und dein Vater, der im Vorborgenen sieht, wird dir vergelten.

Vom Beten

5. Und wenn ihr betet, so sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gerne in den Synagogen und an Straßenecken stehen und beten, damit sie gesehen werden von den Menschen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn empfangen.

6. Wenn du aber betest, so 'geh in deine Kammer, schließ Türe zu' (Is 26,20; 4 Kg 4,33) und bete zu deinem Vater im Vorborgenen; und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.

7. Wenn ihr aber betet, soll ihr nicht plappern wie die Heiden, die sich einbilden, dass sie erhört werden, wenn sie viele Worte machen.

8. Werdet daher nicht wie sie: denn euer Vater weiß, was ihr nötig habt, ehe ihr ihn bittet.

9. So nun sollt ihr beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.

10. Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erde.

11. Unser tägliches Brot gib uns heute.

12. Und vergib uns unsere Schuld, denn wir vergeben unsere Schuldigen.

13. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. [Amen]

14. Denn wenn ihr den Menschen ihre Fehler vergebt, wird auch euch euer himmlischer Vater [eure Vergehen] vergeben.

15. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, wird auch euer Vater eure Verfehlungen nicht vergeben.

Vom Fasten

16. Wenn ihr fastet, so schaut nicht finster drein wie die Heuchler; denn siese entstellen ihr Antlizt, damit die Menschen sehen, dass sie fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn empfangen.

17. Wenn aber du fastest, so salbe dein Gesicht,

18. damit du mit deinem Fasten nicht auffällst vor den Menschen, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.

Mammonsdienst

19. Sammelt euch nicht Schätze auf Erden, wo Motte und Rost sie verzehren und wo Diebe einbrechen und stehlen;

20. sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost sie verzehren und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen.

21. Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.

22. Die Leuchte deines Leibes ist dein Auge; inst nun dein Auge klar, wird dein ganzer Leib im Lichte sein;

23. ist aber dein Auge schlecht, wird dein ganzer Leib im Finsternis sein. Wenn darum das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, was mag das für eine Finsternis sein!

24. Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird den einen hassen und den andern lieben; oder er wird denn einen zuneigen und denn anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

Unnötige Sorge

25. Darum sage ich euch: Macht euch nicht Sorgen für euer Leben, was ihr essen oder trinken, noch für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nacht das Leben mehr als die Kleidung?

26. Betrachtet die Vögel des Himmels! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel wertvoller als sie?

27. Wer unter euch kann mit seinen Sorgen seinem Lebensweg eine einzige Elle hinzufügen?

28. Und was macht ihr euch Sorge um die Kleidung? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht und spinnen nicht,

29. uund doch sage ich euch: Selbst Salomon in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen.

30. Wenn nun Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wieviel mehr euch, ihr Kleingläubigen!

31. Macht euch nicht Sorgen und sagt nicht: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns bekleiden?

32. Denn nach all dem trachten die Heiden. Es weiß ja euer Vater im Himmel, dass ihr all dessen bedürft.

33. Sucht zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit, und dies alles wird euch dazugegeben werden.

34. Macht euch daher nicht Sorgen für den morgigen Tag; denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Jedem Tag genügt seine Plage."

7. Kapitel

Verkehrtes Richten

1. "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.

2. Denn mit dem Urteil, mit denn ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit dem Maß, mit dem ihr meßt, wird euch gemessen werden.

3. Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?

4. Oder wie kannst du deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, in deinem Auge ist der Balken?

5. Du Heuchler! Zieh erst den Balken aus deinem Auge, und dann sieh zu, wie du denn Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!

6. Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft eure Perlen nicht vor die Schweine, damit sie nicht etwa diese mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen.

7. Bittet, und es wird euch gegeben werden: sucht und ihr werdet finden: klopft an, und es wird euch aufgeta werden!

8. Denn jeder, der bittet, empfängt, und wer sucht, der finde, und wer anklopft, dem wird aufgetan werden.

9. Oder wer ist unter euch, der seinem Sohn, wenn er ihn um Brot bittet, einen Stein gäbe?

10. Oder, wenn er um einen Fisch bittet, ihm eine Schlange gäbe

11. Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, um wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten!

Goldene Regel

12. Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, sollt ebenso auch ihr ihnen tun; denn das ist das Gesetz und die Propheten.

Klare Entscheidung

13. Geht hinein durch das enge Tor! Denn weit das Tor, und breit ist der Weg, der ins Verderben führt, und viele sind es, die hineingehen auf ihm.

14. Wie eng aber ist das Tor und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden.

15. Hütet euch von den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen; inwendig sind sie reißende Wölfe.

16. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Sammelt man denn Trauben von Dornen oder Feigen von Disteln?

17. So bringt jeder guter Baum gute Früchte, der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte.

18. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, und ein schlechter Baum kann nicht gute Früchte bringen.

19. Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird herausgehauen und ins Feuer geworfen.

20. An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen.

Wahre Gefolgschaft

21. Nicht jeder, der zu mir sagt: 'Herr, Herr!' wird eingehen in das Himmelreich; sondern wer den Willen meines Vaters tut, dr im Himmel ist [, der wird eingehen in das Himmelreich].

22. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: 'Herr, Herr, haben wir nicht geweissagt in deinem Namen? Haben wir nicht Dämonen ausgetrieben in deinem Namen? Haben wir nicht viele Wunder gewirkt in deinem Namen?'

23. Alsdann werde ich ihnen offen erklären: 'Ich habe euch niemals gekannt; weicht von mir; die ihr die Werke des Bösen tut!'

Bewährung

24. Jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, wird gleich sein einem klugen Mann, der sein Haus auf den Felsen baute.

25. Es Fiel der Platzregen, es kamen Wasserbäche, es brausten die Winde und stießen an jenes Haus, aber es fiel nicht zusammen; denn es war auf Felsengund gebaut.

26. Jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, der wird gleich sein einem törichten Mann, der sein Haus auf den Sand baute.

27. Es fiel der Platzregen, es brausten die Winde und stießen an jenes Haus, und es brach zusammen, und sein Zusammenbruch war gewaltig."

28. Und es geschah, als Jesus diese Reden vollenet hatte, da waren die Scharen außer sich über seine Lehre;

29. denn er lehrte sie wie ihre Schriftgelehrten [und Pharisäer].

8. Kapitel

Heilung eines Aussätzigen

1. Als er herabstieg von Berge, zog das Volk in großer Schar hinter ihm her.

2. Und siehe, ein Aussätziger kam, fiel vor ihm nieder und sprach: "Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen!"

3. Da streckte er sein Hand aus, rührte ihn an und sprach: "Ich will, werde rein!" und sogleich wurde er rein von seinem Aussatz.

4. Jesus sprach zu ihm: "Sieh zu dass du es niemand sagest; sondern geh hin, zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Moses angeordnet hat, ihnen zum Zeugnis" (Lev 14,2).

Der Hauptmann von Kapharnaum

5. Da er aber nach Kapharnaum kam, trat ein Hauptmann zu ihm und bat ihn:

6. "Herr, mein Knecht liegt gelähmt zu Hause und leidet große Qual."

7. Er sagte zu ihm: "Ich will kommen und ihn gesund machen."

8. Der Hauptmann erwiderte: "Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, doch sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund.

9. Denn auch ich habe, bin ich auch ein der Obrigkeit unterstellter Mann, Soldaten unter mir; und sage ich zum einem: Komm! so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das! so tut er es."

10. Da Jesus das hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm folgen: "Wahrlich, ich sage euch, einen so großen Glauben fand ich bei keinem in Israel!

11. Ich sage euch: Viele werden von Osten und Westen kommen und sich zu Tische legen mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich,

12. die Söhne des Reiches aber werden hinausgeworfen werden in die Finsternis draußen: dort wird Heulen sein und Zähneknirschen."

13. Und zum Hauptmann sprach Jesus: "Geh hin! Wie du geglaubt hast, soll dir geschehen!" Und der Knecht wurde geheilt zu jener Stunde.

Viele andere Wunder

14. Als Jesus in das Haus des Petrus kam; sah er, dass dessen Schwiegermutter am Fieber daniederlag.

15. Er nahm sie ber Hand, und das Fieber verließ sie; und sie stand auf und bediente ihm.

16. Als es Abend wurde, brachten sie viele Bessene zu ihm, und er trieb durch sein Wort die Geister aus und macht alle Kranken gesund.

17. So erfüllte sich, was gesagt ist durch den Propheten Isaias: "Er nahm unsere Gebrechen und trug unsere Krankheiten fort" (Is 53,4).

Ernst der Nachfolge

18. Als Jesus wiel Volk um sich sah, befahl er, hinüberzufahren ans andere Ufer.

19. Da trat ein Schrifgelehrter hinzu und sprach zu ihm: "Meister, ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst."

20. Jesus entgegnete ihm. "Die Füchse haben Höhlen und Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat nichts, wohin er sein Haupt lege."

21. Ein anderer von den Jüngern sagte zu ihm: "Herr lass mich zuvor hingehen und meinem Vater begraben!"

22. Jesus erwiderte ihm: "Folge mir nach und lass die Toten ihre Toten begraben!"

Macht über den Seesturm

23. Als er das Schiff bestieg, fogten ihm seine Jünger.

24. Und siehe, es erhob sich ein großer Sturm bestieg, folgten ihm seine Jünger.

25. Da traten sie hinzu, weckten ihn auf und riefen: "Herr, hilf, wir gehen zugrunde!"

26. Er aber sprach zu ihnen: "Was seid ihr furchtsam, ihr Kleingläubigen?" Dann stand er auf, gebot den Winden und dem See, und es war große Stille.

27. Die Menschen staunten und sprachen: "Wer ist dieser, dass selbst die Winde und der See ihm gehorchen?"

Heilung von Besessenen

28. Als er über den See kam, in das Gebiet der Gadarener, liefen ihm, aus den Grabkammern herauskommend, zwei Bessene entgegen, die überaus gewalttätig waren, so dass niemand vorbeizugehen auf jenem Wege.

29. Sie schrien "Was willst du von uns, Sohn Gottes? Bist du hierhergekommen, uns vor der Zeit zu quälen?"

30. Entfernt von ihnen war eine große Herde von Schweinen auf der Weide.

31. Da baten ihn die Dämonen: "Wenn du uns austreibst, so schick uns hinein in die Herde der Schweine!"

32. Er sprach zu ihnen: "Fahrt hin!" Sie aber fuhren aus und fuhren in die Schweine, und siehe, es stüzte sich die ganze Herde den Abhang hinunter in den See und ertrank im Wasser.

33. Die Hirten aber flohen, eilten in die Stadt und erzählten alles, und auch das von den Besessenen.

34. Da zog die ganze Stadt hinaus, Jesus entgegen; und als sie ihn sahen, baten sie ihn, er möge fortehen aus ihrem Gebiet.

9. Kapitel

Heilung eines Gelähmten

1. Er stieg in das Schiff, fuhr über und kam in seine Stadt.

2. Da brachten sie zu ihm einen Gelähmten: "Sei getrost, mein Sohn, vergeben sind deine Sünde!"

3. Und siehe, einige von den Schriftgelehrten bei sich: "Dieser lästert!"

4. Da Jesus um ihre Gedanken wusste, sprach er: "Warum denkt ihr Böses in euren Herzen?

5. Was ist leichter? Zu sagen: Vergeben sind deine Sünden, oder zu sagen: Steh auf und geh umher?

6. Damit ihr wißt, dass der Menschensohn Macht hat, Sünden zu vergeben auf Erden" - da sprach er zu dem Gelähmten: "Steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause!"

7. Und er stand auf und ging nach Hause,

8. Da aber das Volk dies sah, fürchtete es sich und pries Gott, der solche Macht verlieh den Menschen.

9. Als Jesus von da weiterging, sah er einen Mann am Zollhaus sitzen, Matthäus mit Namen, und er sprach zu ihm: "Folg mir nach!" Da stand er auf und folgte ihm nach.

10. Und es geb sich, als es im Hause zu Tische lag, kamen viele Zöllner und Sünder und ließen sich zusammen mit Jesus und seinen Jüngern nieder.

11. Als die Pharisäser es sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: "Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?"

12. Er aber hörte dies und sprach: "Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken.

13. Geht hin und lernt, was das heißt: 'Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer' (Os 6,6); denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder."

Die Fastenfrage

14. Da kamen zu ihm die Jünger des Johannes und sprachen: "Warum fasten wir und die Pharisäer [so viel], deine Jünger aber fasten nicht?"

15. Jesus sprach zu ihnen: "Können denn die Freunde des Bräutigams trauern, solange bei ihnen der Bräutigam ist? Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam genommen ist; dann werden sie fasten.

16. Niemand setzt einen Fleck von ungewalkten Tuch auf ein altes Kleid; denn das Aufgesetzte reißt vom Kleid ab, und der Riß wird ärger.

17. Auch gießt man nicht jungen Wein in alte Schäuche, sonst zerreißen die Schläuche, der Wein läuft aus, und die Schläuche gehen zugrunde; sondern man gießt jungen Wein in neue Schläuche, und beide werden sich halten."

Totenerweickung; Heilung einer Frau

18. Während er das zu ihen sagte, siehe, da trat ein Vorsteher hinzu, fiel vor ihm nieder und sprach: "[Herr,] meine Tochter ist soeben gestorben; doch komm, leg ihr deine Hand auf, und sie wird leben."

19. Jesus stand auf und folgte ihm samt seinen Jüngern.

20. Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren an Blutfluß litt, trat von rückwärts hinzu und berührte den Saum seines Kleides;

21. denn sie sagte sich: Wenn ich nur sein Kleid berühre, werde ich gesund.

22. Jesus wandte sich um, sah sie "Sei getrost, Tochter! Dein Glaube hat dir geholfen!" Und die Frau war geheilt von jener Stunde an.

23. Als Jesus in das Haus des Vorstehers kam und die Flötenspieler und das lärmende Volk sah, sprach er:

24. "Geht fort, denn das Mädchen ist nicht gestorben, sondern es schläft." Da verlachten sie ihn.

25. Nachdem aber die Leute hinausgeschafft waren, ging er hinein, ergriff seine Hand, und das Mädchen stand auf.

26. Der Ruf davon verbreitete sich in jener ganzen Gegend.

Heilung von zwei Bliden

27. Als Jesus von dort witerging, folten ihm zwei Blinde und schrien: "Erbarme dich unser, Sohn Davids!"

28. Und als er nach Hause kam, traten die Blinden zu ihm, und Jesus sagte zu ihnen: "Glaubt ihr, dass ich dies tun kann?" Sie sprachen zu ihm "Ja, Herr!"

29. Da berührte er ihre Augen und sprach: "Nach eurem Glauben soll euch geschehen!"

30. Es öffneten sich ihre Augen, und Jesus schärfte ihnen ein: "Sehr zu, dass es niemand erfahre!"

31. Sie aber gingen hin und verbreiten seinen Ruf in jenem ganzen Lande.

Bessenenheilung

32. Als diese weggingen, siehe, da brachten sie einen Stummen, der besessen war.

33. Und als der Dämon ausgetrieben war, redete der Stumme, und das Volk staunte und sprach: "Niemals hat man solches gesehen in Israel!"

34. Die Pharisäer jedoch sagten: "Durch den Führsten der Dämonen treibt er die Dämonen aus!"

Wachsende Aufgaben

35. Jesus durchwanderte alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, predigt das Evangelium vom Reiche und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen.

36. Als er das Volk sah, ergriff ihn Mitleid mit ihm; denn es war geplagt und preisgeben wie Schafe, die keinen Hirten haben.

37. Da Sprach er zu seinen Jüngern: "Die Ernte ist groß doch der Arbeiter sind wenige.

38. Bittet daher den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende zu seiner Ernte."

10. Kapitel

Wahl der Apostel

1. Er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Gewalt, die unreinen Geister auszutreiben und jede Krankheit heilen und jedes Gebrechen.

2. Die Namen der zwölf Apostel sind diese: Als erster Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder;

3. Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus;

4. Simon, der Nanaäer, und Judas, der Iskariote, der ihn verriet.

Ihr Auftrag

5. Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht den Weg zu den Heiden und betretet nicht eine Stadt der Samariter,

6. geht vielmehr zu den verlorenen Schafen des Haus Israel!

7. Geht hin und verkündet: Genaht hat sich das Reich des Himmels!

8. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt!

9. Verschafft euch weder Gold noch Silber,noch Kupfer für eure Gürtel,

10. auch keine Tasche für unterwegs, auch nicht zwei Röcke noch Schuhe noch Stab; denn der Arbeiter ist seiner Nahrung wert.

11. Kommt ihr in eine Stadt oder ein Dorf, so fragt, wer darin würdig ist und bleibt dort, bis ihr weiterzieht!

12. Tretet ihr aber in das Haus, so sagt ihm den Gruß [: Friede diesem Hause]!

13. Und wenn das Haus würdig ist, soll euer Friede darauf kommen, ist es aber nicht würdig, so wird euer Friede zu euch zurückkehren.

14. Wenn man euch nicht aufnimmt und eure Worte nicht anhört, so geht fort von jenem Haus oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen!

15. Wahrlich ich sage euch: Es wird dem Lande Sodoma und Gomorrha erträglicher ergehen am Tage des Gerichtes als jener Stadt!

Ihr Trost in der Drangsal

16. Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe. Seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!

17. Nehmt euch in acht vor den Menschen; denn sie werden euch den Gerichten übergeben und in ihren Synagogen euch geißeln.

18. Vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis.

19. Wenn sie euch aber überliefern, so habt nicht Sorge, wie oder was ihr reden sollt, denn es wird euch in jener Stunde geben werden, was ihr zu sagen habt.

20. Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Geist eures Vaters ist es, der in euch redet.

21. Es wird aber der Bruder den Bruder in den Tod liefern und der Vater das Kind, und die Kinder werden sich auflehnen gegen die Eltern und sie in den Tod bringen.

22. Ihr werdet von allen gehaßt werden um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wirdt gerettet werden.

23. Wenn sie euch in dieser Stadt verfolgen, so flieht in die andere! Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet nicht zu Ende sein mit den Städten Israels, bis kommen wird der Menschensohn.

24. Der Jünger ist nicht über dem Meister und der Knecht nicht über seinem Herrn.

25. Es sei genug für ein Jünger, dass er werde wie sein Meister, und der Knecht wie sein Herr. Haben sie den Hausvater Beezebul geheißen, um wieviel mehr seine Hausgenossen!

Fruchtloses Bekennen

26. Darum fürchtet sie nicht; denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt, und nichts ist geheim, was bekannt werden wird.

27. Was ich euch im Finstern sage, das redet im Lichte; und was ihr in euer Ohr hinein hört, das verkündet von Dächern!

28. Fürchtet euch nicht vor vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle zu stürzen vermag.

29. Verkauft man nicht zwei Sperlinge um einige Pfennige? Und doch fällt keiner von ihnen zu Boden ohne euren Vater.

30. Von euch aber sind sogar die Haare des Hauptes alle gezählt.

31. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid wertvoller als viele Sperlinge.

32. Ein jeder nun, der sich zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem werden auch mich bekennen vor meinem Vater im Himmel;

33. wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater im Himmel.

34. Denkt nicht, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.

35. Denn ich bin gekommen, einen Menschen 'zu entzweien mit seinem Vater, die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.

36. und des Menschen Feinde werden seine Hausgenossen sein' (Mich 7,6).

Opferbereitschaft

37. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert; und wer Sohn und Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.

38. Wer nicht sein Kreuz nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert.

39. Wer sein Leben findet wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden.

40. Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.

41. Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, wird eines Propheten Lohn empfangen.

42. Und wer einem von diesen Kleinen nur einem Becher frischen Wassers zu trinken gibt, weil er ein Jünger ist, wahrlich ich sage euch: Er wird um seinen Lohn nicht kommen."

11. Kapitel

Johannes und das Himmelreich

1. Als Jesus die Weisung an seine zwölf Jünger beendet hatte, zog er von dort weiter, um in ihren Städten zu lehren und zu predigen.

2. Da Johannes im Gefängnis vom Wirken Christi hörte, sandte er Botschaft durch seine Jünger und ließ ihm sagen:

3. "Bist du es, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?"

4. Jesus antwortete ihnen: "Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr hört und seht:

5. Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird das Evangelium verkündet (Is 35,5f; 61,1);

6. und selig ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir."

7. Als diese weggingen, fing Jesus an, zum Volk über Johannes zu reden: "Was zu sehen seid ihr hinausgegangen in die Wüste? Ein Schilfrohr, vom Winde hin und her bewegt?

8. Oder was zu sehen seid ihr hinausgegangen? Einen Menschen mit weichen Kleidern angetan? Seht, die weiche Kleider tragen, sind in den Palästen der Könige.

9. Oder was seid ihr hinausgegangen? Einen Propheten zu sehen? Ja, sage ich euch, mehr noch als einen Propheten.

10. Dieser ist es, von dem geschrieben steht: 'Siehe, ich sende meinem Boten vor dir her; er soll deinen Weg bereiten vor dir' (Mal 3,1).

11. Wahrlich, ich sage euch: Unter den vom Weibe Geborenen inst kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer. Doch der kleinste im Himmelreich ist größer als er.

12. Von den Tagen Johannes des Täufer an bis jetzt leidet das Himmelreich Gewalt, und Gewaltsame reißen es an sich.

13. Denn alle Propheten und das Gesetz haben bis zu Johannes hin gewissagt,

14. und wenn ihr es annehmen wollt, er ist Elias, der kommen soll.

15. Wer Ohren hat [zu höhren], der höre!

16. Mit wem soll ich vergleichen dieses Geschlecht? Es ist Kindern gleich, die auf dem Markte sitzen und ihren Gespielen zurufen:

17. Wir haben euch aufgespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint.

18. Denn Johannes ist gekommen, aß und trank nicht, und sie sagen: Er hat einen Dämon.

19. Der Menschensohn ist gekommen, isst und trinkt, und sie sagen: Seht, dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, ein freund der Zöllner und Sünder! Doch die Weisheit wurde gerechtfertigt aus ihren Werten."

Die unbußfertigen Städte

20. Darauf fing er an, Klage zu führen über die Städte, in denen seine meisten Wunder geschehen waren, weil sie sich nicht bekehrt hatten:

21. "Wehe dir; Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wären zu Tyrus und Sidon die Wunder geschehen, die bei geschahen, sie hätten sich längst in Sack und Asche bekehrt.

22. Aber ich sage euch: Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen am Tage des Gerichtes als euch.

23. Und du, Kapharnaum, wirst du in den Himmel erhoben werden? Bis in die Unterwelt wirst du hinuntersteigen (Js 14,13.15). Denn wären zu Sodoma die Wunder geschahen, die in dir geschahen, es wäre stehengeblieben bis auf den heutigen Tag.

24. Aber ich sage euch: Dem Lande von Sodoma wird es erträglicher ergehen am Tage des Gerichtes als dir."

Der Messiasruf Jesu

25. Zu jener Zeit hob Jesus an und sprach: "Ich preise dich Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Klugen vergorgen, Kleinen aber geoffenbart hast!

26. Ja, Vater, so war es wohlgefällig vor dir.

27. Alles ist mir übergeben von meinem Vater: Niemand kennt den Sohn als der Vater, und auch den Vater kennt niemand als der Sohn und wenn es der Sohn offenbaren will.

28. Kommt zu mir alle, die ihr mühselig seid und beladen, und ich will euch erquicken.

29. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen, und 'ihr werdet Erquickung finden für eure Seelen' (Jer 6,16);

30. den mein Joch ist sanft, und meine Bürde ist leicht."

12. Kapitel

Um die Sabbatffrage

1. Zu jener Zeit ging Jesus am Sabbat durch die Saatfelder. Seine Jünger aber waren hungrig und fingen an, Ähren abzurupfen und zu essen.

2. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu ihm: "Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat zu tun nicht erlaubt ist."

3. Er aber erwiderte ihnen: "Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als ihn und seine Begleiter hungerte? (1 Sam 21,2-7)

4. Wie er in das Haus Gottes ging und die Schaubrote aß, die zu essen ihm nicht erlaubt war, noch auch denen, die bei ihm waren, sondern nur den Priestern?

5. Oder habt ihr nicht gelesen im Gesetze, dass die Priester am Sabbat brechen, ohne schuldig zu werden? (Num 28,9f)

6. Ich sage euch aber: Hier ist Größeres als der Tempel.

7. Und wenn ihr wüßtet, was es heißt: 'Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer' (Os 6,6), so hättet ihr die Schuldlosen nicht verurteilt.

8. Denn Herr über den Sabbat ist der Menschensohn."

9. Von dort weitergehend, kam er in eine Synagoge.

10. Und siehe, da war ein Mann mit einer gelähmten Hand, und sie fragten ihn: "Darf man am Sabbat heilen?" um ihn anklagen zu können.

11. Er aber sprach zu ihnen: "Wer ist unter euch, der ein einziges Schaf hat und dieses, wenn es am Sabbat in eine Grube fällt, nicht ergreift und herauszieht?

12. Um wieviel wertvoller ist ein Mensch als ein Schaf? Es ist also erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun."

13. Darauf sagte er dem Manne: "Strecke deine Hand aus!" Und er streckte sie aus, und sie wurde wiederhergestellt, gesund wie die andere.

14. Die Pharisäer aber gingen weg und hielten Rat wider, um ihn vernichten.

Der Gottesknecht

15. Als dies Jesus erfuhr, zog er sich von dort zurück, und es folgtem ihm viele nach, und er machte alle gesund.

16. Er gebot ihnen streng, ihn nicht öffentlich bekannt werden zu lassen.

17. So sollte sich erfüllen, was gesagt ist durch den Propheten Isaias:

18. "Seht meinen Knecht, den ich erwählt, meinen Geliebten, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich will meinen Geist auf ihn legen, und er wird den Völkern das Recht verkünden.

19. Er wird nicht zanken, noch schreien, noch wird jemand seine Stimme hören auf den Gassen.

20. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Dcht nicht auslöschen, bis er zum Siege führt das Recht,

21. und auf seinem Namen werden die Völker hoffen" (Is 42,1-4).

Abwehr pharisäischer Lästerung

22. Da brachte man zu ihm einen Bessenen, der blind war und stumm, und und er heilte ihn, so dass der Stumme redete und sah.

23. Alles Volk staunte und sprach: "Ist etwa dieser der Sohn Davids?"

24. Als aber die Pharisäer es hörten, sagten sie: "Dieser treibt die Dämonen nicht anders aus als durch Beezebul, den Fürsten der Dänen."

25. Jesus wußte ihre Gedanken und sprach zu ihenen: "Jedes Reich, das entzweit ist mit sich selbst, wird verwüstet werden; und eine Stadt oder Hausgemeinschaft, die mit sich selbst entzweit ist, wird nicht bestehen.

26. Wenn der Satan den Satan austreibt, so ist er entzweit mit sich selbst; wie soll da sein Reich bestehen?

27. Und wenn ich durch Beelzebul die Dämonen austreibe, durch wen treiben dann eure Söhne aus? Also werden gerade sie eure Richter sein.

28. Treibe ich aber durch den Geist Gottes die Dämonen aus, so ist nunmehr das Reich Gottes zu euch gekommen.

29. Oder wie kann jemand in das Haus des Starken eindringen und seine Habe rauben, wenn er nicht vorher den Starken gefesselt hat? Dann erst wird er sein Haus plündern.

30. Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.

31. Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung des Geistes wird nicht vergeben werden.

32. Wer ein Wort wider den Menschensohn redet, dem wird vergeben werden; wer aber wider den Heiligen Geist redet, dem wird nicht vergeben werden, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt.

33. Entweder laßt ihr den Baum gut sein, dann ist auch seine Frucht gut, oder ihr laßt den Baum schlecht sein, dann ist auch seine Fruecht schlecht; denn an der Frucht erkennt man den Baum.

34. Ihr Schlangenbrut! Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund.

35. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz Gutes hevvor; der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz Böses hervor.

36. Ich sage euch aber: Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, haben sie Rechenschaft zu geben am Tage des Gerichtes.

37. Denn aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt und aus deinen Worten wirst du verurteilt werden."

Warnung des Unglaubens

38. Da entgegneten ihm einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern und sprachen: "Meister, wir möchten ein Zeichen von dir sehen."

39. Er antwortete ihnen: "Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen; aber es wird ihm kein Zeichen geben werden als das Zeichen des Propheten Jonas.

40. Denn so wie 'Jonas drei Tage und drei Nächte im Bauch des Ungetüms war' (Jon 2,1), so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.

41. Die Männer von Ninive werden beim Gericht mit siesem Geschlecht auftreten und es verurteilen; denn sie bekehrten sich auf die Predigt des Jonas hin (Jon 3,5), und seht, mehr als Jonas ist hier!

42. Die Königin des Südens wird beim Gericht Gericht mit diesem Geschlecht auftreten und es verurteilen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomons zu hören (3 Kg 10,1ff), und seht, mehr als Salomon ist hier!

43. Wenn aber der unreine Geist ausgefahren ist von dem Menschen, wandert er durch wasserlose Gegenden, sucht Ruhe und findet sie nicht.

44. Alsdann sprichter: Ich will in mein Haus zurückkehren, von dem ich ausgezogen bin. Und er kommt und findet es leer, gescheuert und geschmückt.

45. Dann geht er hin, nimmt sieben andere Geister mit sich, die ärger sind als er selbst, und sie ziehen ein und wohnen darin; und die letzten Dinge jenes ersten. Ebenso wird es sein auch diesem bösen Geschlecht."

Die wahre Familie Jesu

46. Da er noch zum Volke redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und suchten mit ihm zu reden.

47. Jemand sagte zu ihm: "Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten mit dir reden."

48. Er aber entgegnete dem, der es ihm sagte, und sprach: "Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?"

49. Und er streckte seine Hand über seine Jünger und sprach: "Seht meine Mutter und meine Brüder!

50. Denn wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter."

13. Kapitel

Das Himmelreich in Gleichnissen

1. An jenen Tage ging Jesus aus dem Haus und setzte sich an den See.

2. Es sammelte sich viel Volk um ihn, so dass er in Schiff stieg und sich niederließ; das ganze Volk aber stand am Ufer.

3. Er redete viel zu ihnen in Gleichnissen und sprach: "Seht, ein Sämann ging aus zu säen.

4. Und als er säte, fiel einiges auf den Weg, und es kamen die Vögel [des Himmels] und fraßen es auf.

5. Anderes fiel auf steinigen Grund, wo es nicht viel Erdreich hatte, und ging sogleich auf, weil es ihm an Fiefe des Erdreiches fehlt.

6. Als die Sonne aufging, wurde es von der Hitze getroffen, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es.

7. Anderes fiel unter die Dornen, und die Dornen wuchsen auf und ersticken es.

8. Anderes jedoch fiel auf gutes Erdreich und brachte Frucht, das eine hundertfältig, das andere sechzigfältig, das andere dreißigfältig.

9. Wer Ohren hat, der höre!"

10. Die Jünger traten hinzu und sprachen zu ihm: "Warum redest du in Gleichnissen zu ihnen?"

11. Er antwortete ihnen: "Weil es euch gegeben ist, die Geheimnisse des Himmelreiches zu verstehen, ihnen aber ist es nicht gegeben.

12. Denn wer hat, dem wird geben werden, und er wird in Überfluß haben; wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er hat, genommen werden.

13. Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht h&oul;ren oder verstehen.

14. Es wird an ihnen die Weissagung des Isaias erfüllt, die da sagt: 'Hinhören werdet ihr und doch nicht verstehen; hinblicken werdet ihr und doch nicht sehen.

15. Denn das Herz des Volkes ist verstockt, und sie hören schwer mit den Ohren und verschließen ihre Augen, damit sie nicht mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, dass ich sie heile' (Is 6,9f).

16. Selig aber sind eure Augen, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie h&oul;ren.

17. Denn wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte verlangen zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.

18. So hört nun ihr das Gleichnis vom Sämann:

19. Bei jedem, der das Wort vom Reichen hört und es nicht versteht, kommt der Böse und raubt, was gesät wurde in seinem Herzen. Er ist es, bei dem auf den gesät wurde.

20. Bei dem auf den stteinigen Boden gesät wurde, ist jener hört und es sogleich mit Freuden aufnimmt.

21. Er hat aber keine Wurzel in sich, sondern ist ein Mensch des Augenblicks; wenn um das Wortes willen Drangsal und Verfolgung entsehen, wird es ihm sogleich zum Falle.

22. Bei dem unter die Dornen gesät wurde, ist jener, der das Wort hört; aber die Sorge der Welt und der trügerische Reichtum ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht.

23. Bei dem auf gutes Erdreich gesät wurde, ist jener, der das Wort hört und versteht und auch Frucht bringt, der eine hundertfältig, der andere sechzigfältig, der andere dreißfältig."

24. Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: "Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte.

25. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut mitten unter den Weizen und ging davon.

26. Als nun die Saat wuchs und Frucht ansetzte, da erschien auch das Unkraut.

27. Da traten die Knechte des Hausherrn herzu und sagten zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut?

28. Er sprach zu ihnen: Ein feindseliger Mensch hat das getan. Die Knechte aber sagten zu ihm: Willst du, dass wir hingehen und es sammeln?

29. Er sprach: Nein; damit ihr nicht etwa, wenn ihr das Unkraut sammelt, mit ihm zugleich den Weizen herausreißt..

30. Laßt beides zusammen wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Büschel zum Verbrennen, den Weizen aber sammelt in meine Scheuer."

31. Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: "Das Himmelreich ist gleich einem Senfkorn, das einer nahm und auf seinen Acker säte.

32. Dieses ist zwar das kleinste unter allen Samenkörnern, ist es aber ausgewachsen, so ist es größer als die Kräuter und wird zu einem Baum, so dass 'die Vögel des Himmels kommen und in seine Zweigen wohnen' (Ez 17,23;31,6)."

33. Ein anderes Gleichnis erzählte er ihnen: "Das Himmelreich ist gleich einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Maß Mehl mengte, bis alles durchsäuert war."

34. Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zum Volke, und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen,

35. damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten: 'Ich will meinen Mund auftun ich Gleichnissen und ausprechen, was seit Anbeginn der Welt verborgen war' (Ps 78,2).

36. Darauf entließ er das Volk und ging nach Hause; da traten seine Jünger zu ihm und sprachen: "Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker!"

37. Er antwortete: "Der den guten Samen aussät, ist der Menschensohn.

38. Der Acker ist die Welt; der gute Same, das sind die Söhne des Reiches, und das Unkraut, das sind die Söhne des Bösen.

39. Der Feind aber, der es säte, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt, und die Schnitter sind die Engel.

40. Wie man nun das Unkraut sammelt und im Feuer verbrennt, so wird es sein am Ende der Welt.

41. Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden zusammenholen aus zusammenholen aus seinem Reiche 'alle die Ärgernisse und alle, die das Böse tun' (Soph 1,3),

42. und sie hineinwerfen in den Feurofen; dort wird Heulen sein und Zähneknirschen.

43. 'Dann werden die Gerechten leuchten' (Dan 12,3) wie die Sonne im Reiche ihres Vaters. Wer Ohren hat, der höre!

44. Das Himmelreich ist gleich einem im Acker verborgenen Schatz, den einer fand und verborgen hielt. Voll Freude geht er hin, verkauft alles, was er hatt, und kauft jenen Acker.

45. Ferner ist das Himmelreich gleich einem Kaufmann, der gute Perlen sucht.

46. Als er eine kosbare Perle gefunden hatte, ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

47. Ferner ist das Himmelreich gleich einem Netz, das ins Meer geworfen wurde und mancherlei einfing.

48. Als es gefüllt war, zog man es ans Ufer, setzte sich hin und sammelte das Gute in Gefäße, das Schlechte warf man weg.

49. So wird es sein am Ende der Welt. Die Engel werden ausziehen und die Bösen absondern von den Gerechten

50. und sie hineinwerfen in den Feuerofen; dort wird Heulen sein und Zähneknirschen.

51. Habt ihr das alles verstanden?" Sie erwiderten ihm: "Ja."

52. Und er sprach zu ihnen: "Darum ist jeder Schriftgelehrte, der durch die Schule Schule des Himmelreiches ging, einem Hausherrn gleich, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt."

Das ungläubige Nazareth

53. Es begab sich, als Jesus diese Gleichnisse beendet hatte, zog er von da weiter,

54. und als er in seine Vaterstadt kam, lehrte er sie in ihrer Synagoge, so dass sie voll Verwunderung sprachen: "Woher hat er diese Weisheit und Wunder?

55. Ist er nicht des Zimmermanns Sohn? Heißt nicht seine Mutter Maria? Und seine Brüder Jakobus, Joseph, Simon und Judas?

56. Und sind nicht alle seine Schwestern bei uns? Woher nun hat er dies alles?" Und sie nahmen Anstoß an ihm.

57. Jesus aber sprach zu ihnen: "Ein Prophet ist nirgends so wenig geachtet wie in seiner Vaterstadt und in seinem Hause."

58. Und er wirkte dort nicht viele Wunder, ihres Unglaubens wegen.

14. Kapitel

Hinrichtung des Täufers

1. In jener Zeit hörte der Fürst Herodes die Kunde von Jesus und zu seinen Leuten:

2. "Dies ist Johannes der Täufer; er wurde von den Toten auferweckt, und darum wirken die Wunderkräfte in ihm."

3. Herodes hatte nämlich den Johannes ergreifen, fesseln und ins Gefängnis setzen lassen wegen der Herodias, der Frau seines Bruders Philippus.

4. Denn Johannes hatte zu ihm gesagt: "Es ist dir nicht erlaubt, sie zu haben"

5. Er wollte ihn töten, doch fürchtete er das Volk, weil es ihn für einen Propheten hielt.

6. Am Geburtstag des Herodes aber tanzte die Tochter der Herodias inmitten der Gäste und fand das Wohlgefallen des Herodes.

7. Deshalb versprach er ihr mit einem Schwur, er wolle ihr geben, was sie auch begeren werde.

8. Sie aber, von ihrer Mutter angestiftet, sprach: "Gib mir auf dieser Schüssel hier das Haupt des Johannes des Täfer!"

9. Da wurde der König bedrückt; allein um der Schwüre und der Tischgenossen willen befahl er, es zu geben.

10. Und er sandte hin und ließ Johannes im Kerker enthaupten.

11. Sein Haupt aber wurde auf einer Schüssel gebracht und dem Mädchen gegeben, und sie brachte es ihrer Mutte.

12. Da kamen seine Jünger, nahmen seinen Leib, begruben ihn und gingen hin und meldeten es Jesus.

Erste Brotvermehrung

13. Als Jesus das hörte, zog er sich von dort in einem Schiff zurück an einen einsamen Ort, ganz für sich allein. Die Volksscharen erfuhren es und folgten ihm zu Fuß aus den Städten nach.

14. Als er ausstieg, sah er das viele Volk, bekam Mittleid mit ihnen und machte ihre Kranken gesund.

15. Bei Anbruch des Abends traten seine Jünger zu ihm und sagten: "Die Gegend ist abgelegen, und die Zeit ist vorgeschritten; entlasse das Volk, dass es in die Dörfer gehe und sich etwas zum Essen kaufe!"

16. Jesus aber sprach zu ihnen: "Sie haben nicht nötig, wegzugehen; gebt ihr ihnen zu essen!"

17. Sie antworteten ihm: "Wir haben nur fünf Brote hier und zwei Fische."

18. Da sprach er: "Bringt sie mir her!"

19. Und er ließ das Volk auf dem Rasen sich lagern, nahm die fünf Brote und die zwei Fische, sah zum Himmel auf, sprach den Segen, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber geban sie dem Volke.

20. Und sie aßen alle und wurden satt, und sie hoben von dem, was an abgebrachenen Stücken übrigblieb, zwölf Körbe voll auf.

21. Es waren derer, die gegessen hatten, etwa fünftausend Männer, Frauen und Kinder nicht gerechnet.

Wandel auf dem See

22. Sogleich drängt Jesus seine Jünger, in das Schiff zu steigen und ihm an das andere Ufer vorauszufahren, bis er das Volk entlassen habe.

23. Nach Entlassung des Vokes Stieg er für sich allein auf den Berg, um zu beten; als es schon spät wurde, war er allein noch dort.

24. Das Schiff hatte sich schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wogen sehr bedrängt; denn es herrschte Gegenwind.

25. Um die vierte Nachtwache jedoch kam er, auf dem See einhergehend, zu ihnen.

26. Als die Jünger ihn auf dem See einhergehen sahen, entsetzten sie sich in der Meinung, es sei ein Gespenst, und vor Furcht schrien sie.

27. Sogleich aber redete Jesus sie an: "Sei getrost: ich bin es! Früchtet euch nicht!"

28. Da entgegenete ihm Petrus und sprach: "Herr, wenn du es bist, so lass mich hinkommen zu dir auf das Wasser!"

29. Er sagte: "Komm!" Und Petrus stieg aus dem Schiff, wandelte auf dem Wasser und ging auf Jesus zu.

30. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich, und da er anfing zu sinken, rief er: "Herr, hilf mir!"

31. Sogleich streckte Jesus seine Hand aus, erfiff ihm und sprach zu ihm: "Du Kleingläubiger! Warum hast du gezweifelt?"

32. Und da sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind.

33. Die aber im Schiffe waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: "Wahrlich, du bist Gottes Sohn!"

34. Als sie hinübergefahren waren, gingen sie in Genesareth an Land.

35. Da die Leute dieser Gegend ihn erkannten, schickten sie in der ganzen Gegend umher, und man brachte alle Kranken zu ihm

36. und bat ihn, nur den Saum seines Kleides anrühren zu dürfen; und alle, die ihn anrührten, wurden gesund.

15. Kapitel

Um die wahre Reinheit

1. Da kamen zu Jesus von Jerusalem her Pharisäer und Schriftgelehrte und sprachen:

2. "Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Alten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, ehe sie Brot essen."

3. Er aber antwortete ihnen: "Warum übertretet ihr selbst das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen?

4. Denn Gott hat gesagt: 'Ehre Vater und Mutter' (Ex 20,12) und: 'Wer Vater oder Mutter schmäht, soll des Todes streben' (Ex 21,17).

5. Ihr aber sagt: Wenn einer zu Vater oder Mutter spricht: Tempelopfer sei, was dir zukommen sas dir zukommen sollte von mir,

6. so braucht er seinen Vater und seine Mutter nicht zu ehren. So habt ihr also Gottes Gebot aufgehoben um eurer Überlieferung willen.

7. Ihr Heuchler! Treffend hat Isaias von euch geweissagt:

8. 'Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mit.

9. Doch vergeblich verehren sie mich; ihre Lehrsprüche, die sie vortragen, sind nichts als Satzungen von Menschen' (Is 29,13)."

10. Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: "Hört und versteht es!

11. Nicht, was in den Mund hineingeht, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Munde herausgeht, das verunreinigt den Menschen."

12. Hierauf traten seine Jünger hinzu und sprachen zu ihm: "Weißt du, dass die Pharisäer Anstoß nahmen, als sie dieses Wort hörten?"

13. Er antwortete: "Jede Pflanzung, die nicht gepflanzt mein himmlischer Vater, wird ausgerottet werden.

14. Laßt sie! Blinde sind sie, Führer von Blinden. Wenn aber ein Blinder einen Blinden führt, werden beide in die Grube fallen."

15. Da nahm Petrus das Wort und sagte zu ihn: "Erkläre uns dieses Gleichnis!"

16. Er aber sprach: "Seid denn auch ihr ohne Verständnis?

17. Versteht ihr nicht, dass alles was in den Mund hineingeht, in den Bauch kommt und in den Abort ausgeschieden wird?

18. Was aber aus dem Munde herausgeht, das kommt aus dem Herzen, und das verunreinigt den Menschen.

19. Denn aus dem Herzen ommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis und Lästerung.

20. Das ist es, was den Menschen verunreinigt, das Essen aber mit ungewaschenen Händen, das verunreinigt den Menschen nicht."

Die kananäische Frau

21. Jesus ging von dort weg und zog sich zurück in die Gegend von Tyrus und Sidon.

22. Und siehe, da kam eine kananäische Frau aus der dortigen Gegend und rief: "Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter wird arg von einem Dämon geplagt."

23. Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Da traten seine Jünger hinzu und baten ihn: "Erlöse sie doch; denn sie schreit hinter uns her!"

24. Da entgegenete er: "Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel."

25. Sie aber kam, fiel vor ihm nieder und sprach: "Herr, hilf mir!"

26. Er antwortete: "Es ist nicht recht, das Brot der Kinder zu nehmen und es denn jungen Hunden vorzuwerfen."

27. Sie aber sprach: "Doch, Herr; denn auch die jungen Hunde fressen von den Brotsamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen."

28. Da antwortete ihr Jesus: "Frau, groß ist dein Glaube;es geschehe dir, wie du verlangst." Und ihre Tochter war gesund von jener Stunde an.

Zweite Brotvermehrung

29. Als Jesus von da forting, kam er an den See von Galiläa. Er stieg auf den und setzte sich dort nieder.

30. Da kam viel Volk zu ihm, mit Lahmen, Krüppeln, Blinden, Stummen und vielen anderen, die sie seinen Füßen legten, und er machte sie gesund.

31. Die Volkscharen staunten, als sie sahen, wie Stumme redeten, Krüppel Heilung fanden, Lahme gehend und Blinde sehend wurden, und sie priesen den Gott Istaels.

32. Jesus aber rief seine Jünger zu sich und sprach: "Mich erbarmt des Volkes; denn sie harren schon drei Tage bei mir aus und haben nichts zu essen; ich will sie nicht ungespeist ziehen lassen; sie möchten sonst auf dem Wege ermatten."

33. Da entgegneten ihm seine Jünger: "Woher nehmen wir hier in der Wüste so viele Brote, um das viele Volk zu sättigen?"

34. Jesus sprach zu ihnen: "Wie viele Brote habt ihr?" Sie antworteten: "Sieben und einige kleine Fische."

35. Da befahl er dem Volk, sich auf die Erde niederzulassen.

36. Dann nahm er die sieben Brote und die Fische, sprach das Dankgebet, brach sie und gab sie den Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volke.

37. Und alle aßen und wurden satt, und von den abgebrochenen Stücken, die übriggeblieben waren, hoben sie sieben Körbe voll auf.

38. Derer aber, die gegessen haten, waren viertausend Männer, Frauen und Kinder nicht gerechnet.

39. Dann entließ er das Volk, stieg in das Schiff und kam in die Gegend von Magadan.

16. Kapitel

Abkehr von den ungläbigen Juden

1. Da kamen die Pharisäer und Sadduzäer zu ihm, ihn auf die Probe zu stellen, und baten ihn, er möge sie ein Zeichen vom Himmel sehen lassen.

2. Er aber entwortete ihnen: "Am Abend sagt ihr: Schönes Wetter, denn der Himmel ist rot.

3. Und am Morgen sagt ihr: Heute wird stürmisches Wetter, denn der Himmel ist rötlich und trübe.

4. Das Aussehen des Himmels also wißt zu unterscheiden, die Zeichen der Zeit aber nicht! Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen; aber es wird ihm kein Zeichen gegeben als das Zeichen des Jonas."

5. Als die Jünger jenseits des Sees angelangt waren, hatten sie vergessen, Brot mitzunehmen.

6. Jesus aber sprach zu ihnen: "Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!"

7. Da machten sie sich Gedanken und sprachen untereinander: "Wir haben keine Brote mitgenommen!"

8. Jesus aber merkte es und sprach: "Ihr Kleingläbigen, was macht ihr euch Gedanken, dass ihr deine Brote habt?

9. Begreift ihr noch nicht und erinnert ihr euch nicht an die fünf Brote für die Fünftausend und wie viele Körber ihr aufgehoben habt?

10. Auch nicht an die sieben Brote für die Viertausend und wie viele Körbe ihr aufgehoben habt?

11. Warum begreift ihr nicht, dass ich nicht Brote meinte, da ich euch sagte: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer?"

12. Da verstanden sie, dass er nicht gesagt hatte, sie sollten sich hüten vor dem Sauerteig für die Brote, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.

Verheißung an Petrus

13. Als Jesus in die Gegend von C&auuml;area Philippi kam, fragte er seine Jünger: "Für wen halten die Leute den Menschensohn?"

14. Sie erwiderten: "Einige für Johannes den Täufer, andere für Elias, andere für Jeremias oder für einen von den Propheten."

15. Da sprach er zu ihnen: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?"

16. Da antwortete Simon Petrus: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes."

17. Jesus entgegnete ihm: "Selig bist du Simon, Barjona; denn nicht Fleisch und Blut hat dir das geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist.

18. Und ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.

19. Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel und, was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel."

20. Dann gebot er seinen Jüngern streng, sie sollten niemand sagen, dass er der Messias sei.

Erste Leidensankündigung

21. Von da an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, er müsste nach Jerusalem gehen und vieles erleiden von den Ältesten, den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, er müsse getötet und am dritten Tag auferweckt werden.

22. Da nahm ihn Petrus auf die Seite und fing an, ihm Vorhaltungen zu machen, indem er sprach: "Gott bewahre, Herr; das soll dir nicht widerfahren!"

23. Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: "Hinweg von mir, Satan; ein Ärgernis bist du mir; denn du denkst nicht das, was Gottes ist, sondern was der Mensch ist."

24. Dann sprach Jesus zu seinen Jüngern: "Wenn einer mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

25. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.

26. Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewinnt, an seiner Seele aber Schaden leidet? Oder was kann der Mensch als Gegenpreis geben für seine Seele?

27. Denn der Menschensohn wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters zusammen mit seinen Engeln und dann 'einem jeden vergelten nach seinem Tun' (Ps 62,13).

28. Wahrlich, ich sage euch: Unter denen, die hier stehen, sind einige, die den Tod nicht kosten werden, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich."

17. Kapitel

Verkärung Jesu

1. Nach sechs Tagen nahm Jesus den Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes mit sich und f&uulm;hrte sie abseits auf einen hohen Berg.

2. Da wurde er vor ihnen verwandelt; ein Angesicht glänzte wie die Sonne, seine Kleider aber wurden leuchtend hell wie das Licht.

3. Und siehe, es erschienen ihnen Moses und Elias, die mit ihm redeten.

4. Petrus nahm das Wort und sprach zu Jesus: "Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Willst du, so werde ich hier drei Hütten bauen, dir eine, dem Moses eine und dem Elias eine."

5. Als er noch redete, überschatete sie eine lichte Wolke, und siehe, eine Stimme sprach aus der Wolke: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; auf ihn sollt ihr höhren!"

6. Da die Jünger dies hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr.

7. Jesus trat hinzu, rührte sie an und sprach: "Steht auf und fürchtet euch nicht!"

8. Als sie aber ihre Augen erhoben, sahen sie niemand als Jesus allein.

9. Da sie vom Berg herabstiegen, befahl ihnen Jesus: "Sagt niemand von dem Geschauten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist!"

10. Da fraten ihn seine Jünger: "Warum sagen denn die Schriftgelehrten, Elias müsse zuvor kommen?"

11. Er antwortete: "Elias wird zwar kommen und alles wiederherstellen;

12. ich sage euch aber: Elias ist schon gekommen; doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie nur wollten. Ebenso wird auch der Menschensohn von ihnen zu leiden haben."

13. Da merkten die Jünger, dass er von Johannes dem Täfer zu ihnen redete.

Wunderkraft des Glaubens

14. Als sie zum Volke kamen, trat ein Mann zu ihm, fiel vor ihm auf die Knie und sprach:

15. "Herr, erbarme dich meines Sohnes! Denn er ist mondsüchtig und ist schlimm daran; er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser.

16. Ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht. Doch sie vermochte nicht, ihn zu heilen."

17. Jesus erwiderte: "O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Wie lange muss ich noch bei euch sein? Wie lange noch euch ertragen? Bringt ihn her zu mir!"

18. Da drohte ihm Jesus, und der Dämon fur aus von ihm, und der Knabe wurde gesund von jener Stunde an.

19. Darauf traten die Jünger für sich allein zu Jesus und sagten: "Warum vermochten wir nicht, ihn auszutreiben?"

20. Er sprach zu ihnen: "Eures Unglaubens wegen. Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berg sagen: Geh von da weg dorthin! und er wird weggehen, und nichts wird euch unmöglich sein.

21. [Diese Art aber wird nicht anders ausgetrieben als durch Gebet und Fasten]."

Zweite Leidensankündigung

22. Während ihres Zusammenseins in Galiläa sprach Jesus zu ihnen: "Der Menschensohn wird den Händen der Menschen überliefert werden,

23. und sie werden ihn töten; am dritten Tag aber wird er auferweckt werden." Da wurden sie sehr betrübt.

Die Tempelsteuer

24. Als sie nach Kapharnaum kamen, traten die Einnehmer der Doppeldrachme zu Petrus und sagten zu ihm: "Zahlt euer Meister die Doppeldrachme nicht?"

25. Er sprach: "Doch!" Als er aber das Haus betrat, kam mit der Frage zuvor: "Was meinst du, Simon? Von wem nehmen die Könige der Erde Tribut oder Steuer? Von ihren Söhnen oder von den Fremden?"

26. Er antwortete: "Von den Fremden." Da sprach Jesus zu ihm: "Also sind die Söhne frei.

27. Damit wir ihnen aber nicht Anstoß geben, geh hin an den See, wirf die Angel aus und nimm den Fisch, der zuerst herauskommt; wenn du ihm das Maul öffnest, wirst du einen Stater finden; den nimm und gib ihnen für mich und für dich!"

18. Kapitel

Vom rechten Jüngersinn

1. In jener Stunde traten die Jünger zu Jeesus und sagten: "Wer ist wohl der Größte im Himmelreich?"

2. Da rief er ein Kind herbei, stellte es mitten unter sie und sprach:

3. "Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr euch nicht bekehrt und nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen.

4. Wer sich also lein macht wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich.

5. Und wer solch ein Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.

6. Wer aber einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es gut, dass ein Mühlstein um seinen Hals gehängt und er versenkt würde in Tiefe des Meeres.

7. Wehe der Welt um der Ärgernisse willen! Denn es müssen zwar Ärgernisse kommen, doch wehe dem Menschen, durch den das Ärgernis kommt.

8. Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dir zum Ärgernis wird, so haue ihn ab und wirf ihn von dir; es ist besser für dich, verstümmelt oder hinkend in das Leben einzugehen, als mit zwei Händen oder zwei Füßen in das ewige Feuer geworfen zu werden.

9. Und wenn dir dein Auge zum Ärgernis wird, so reiß es aus und wirf es von dir; es ist besser für dich, einäugig in das Leben einzugehen, als mit zwei Augen in das höllische Feuer geworfen zu werden.

10. Seht zu, dass ihr keines von diesen Kleinen verauchtet; denn ich sage euch: Ihre Engel schauen im Himmel immerfort das Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist.

11. [Denn der Menschensohn ist gekommen zu retten, was verloren war.]

12. Was dünkt euch? Wenn einer hundert Schafe hat und eines von ihnen verirrt sich: läßt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen und geht hin, das verirrte zu suchen?

13. Und gelingt es ihm, es zu finden, wahrlich, ich sage euch: Er freut sich mehr über dieses als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrten.

14. So ist es nicht der Wille eures Vaters im Himmel, dass verlorengehe eines von diesen Kleinen.

Von brüderlicher Gemeinschaft

15. Hat aber dein Bruder [gegen dich] gesündigt, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder geewonnen.

16. Hört er nicht, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit 'auf dem Mund von zwei oder drei Zeugen festgestellt sei jede Sache' (Dt 19,15).

17. Hört er auch auf diese nicht, dann sag es der Gemeinde; hört er auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie der Heide und wie der Zöllner.

18. Wahrlich, ich sage euch: Alles, was ihr binden werdet auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und alles, was ihr lösen werdet auf Erden, wird gelöst sein im Himmel.

19. Ferner sage ich euch: Wenn von euch übeinstimmen auf Erden in irgendeiner Sache, um die sie bitten: es wird ihnen zuteil werden von meinem Vater im Himmel.

20. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen."

21. Da trat Petrus hinzu und sagte zu ihm: "Herr, wie oft darf mein Bruder gegen mich sündigen, und ich soll ihm vergeben? Bis siebenmal?"

22. Jesus sprach zu ihm: "Ich sage dir: Nicht bis siebenmal, sondern bis siebzigmal siebenmal.

23. Darum gleicht das Himmelreich einem König, der Abrechnung halten wollte mit seinen Knechten.

24. Als er mit der Abrechnung begann, brachte man ihm einen, der ihm zehntausend Talente schuldig war.

25. Da er aber nichts hatte, um zu bezahlen, befahl der Herr, dass er verkauft werde sowie die Frau und die Kinder und all seine Habe und die Schuld bezahlt werden.

26. Da fiel der Knecht vor ihm nieder und bat ihm: Herr, habe Geduld mit mir! Ich will dir alles bezahlen.

27. Und es erbarmte sich der Herr über jenen Knecht, ließ ihn frei und schenkte ihm die Schuld.

28. Als aber jener Knecht hinausging, traf er einen seiner Mitknechte, der ihm hundert Denar schuldig war; er packte ihn, würgte ihn und sprach: Bezahl, was du schuldig bist!

29. Da fiel ihm sein Mitknecht zu Füßen und bat ihn: Habe Geduld mit mir! Ich will dir alles bezahlen.

30. Er aber wollte nicht, sondern ging hin und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt hätte.

31. Als nun seine Mitknechte sahen, was geschehen war, wurden sie sehr betrübt, gingen hin und erzählten ihrem Herrn alles, was sich zugetraen hatte.

32. Da rief ihn sein Herr zu sich und sprach: Du böser Knecht! Jene ganze Schuld habe ich dir nachgelassen, weil du mich gebeten hast!

33. Hättest nicht auch du deines Mitknechtes dich erbarmen sollen, wie auch ich mich deiner erbarmt habe?

34. Voll Zorn übergab ihn sein Herr den Foterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt hätte.

35. So wird auch mein himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn ihr nicht, ein jeder seinem Bruder, von Herzen verzeiht."

19. Kapitel

Von Ehe und Ehelosigkeit

1. Als Jesus diese Reden vollendet hatte, zog er weg aus Galiläa und kam in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordans.

2. Es folgten ihm viele Scharen, und er heilte sie dort.

3. Da traten Pharisäer zu ihm heran, um ihn auf die Probe zu stellen, und sprachen: "Ist es einem Manne erlaubt, seine Frau zu entlassen aus jedem Grunde?"

4. Er antwortete [ihnen]: "Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer von Anfang 'sie als Mann und Frau geschaffen' (Gen 1,27) und gesagt hat:

5. 'Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die werden ein Fleisch sein' (Gen 2,24)?

6. So sind sie also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott verbunden hat, soll ein Mensch nicht trennen."

7. Sie sagten zu ihm: "Warum hat dann Moses geboten, 'einen Scheidebrief zu geben und sie zu entlassen' (Dt 24,1)?"

8. Er entgegnete ihnen: "Moses hat euch eurer Herzenshärte wegen erlaubt, eure Frauen zu entlassen; von Anfang an aber was es nicht so.

9. Ich sage euch: Wer seine Frau entlä&slig;t - nicht gilt: 'auf Grund von Unzucht' - und eine andere heiratet, bricht die Ehe, und wer eine Entlassene heiratet, bricht die Ehe."

10. Da sagten die Jünger zu ihm: "Wenn die Sache von Mann und Frau so steht, ist es nicht gut, zu heiraten."

11. Er antwortete ihnen: "Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur jene, denen es gegeben ist.

12. Denn es gibt Ehelose, die vom Mutterleib so geboren sind, und es gibt Ehelose, die von Menschen eheunfähig gemacht wurden; und es gibt Ehelose, die um des Himmelreiches willen sich der Ehe enthalten. Wer es fassen kann, derr fasse es!"

Segnung der Kinder

13. Hierauf brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflege und über sie bete. Die Jünger verwiesen es ihnen.

14. Jesus aber sprach [zu ihnen]: "Laßt die Kinder zu mir kommen und wehrt es ihnen nicht; denn für solche ist das Himmelreich!"

15. Und er legte ihnen die Hände auf und zug von da weiter.

16. Und siehe, da trat einer hinzu und sagte zu ihm: "Meister! Was muss ich Gutes tun, dass ich ewiges Leben erlangen?"

17. Er sprach zu ihm: "Was fragst du mich über das Gute? Einer ist der Gute [, Gott]. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote."

18. Er fragte ihn: "Welche?" Jesus aber sprach: "Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen: du sollst nicht stehlen; du sollst kein falsches Zeugnis geben!

19. Ehre Vater und Mutter und liebe deinen Nächsten wie dich selbst! (Ex 20,12; Lev 19,18)."

20. Der Jüngling sprach zu ihm: "Dies alles habe ich gehalten [von meiner Jugend an], was fehlt mir noch?"

21. Jesus antwortete ihm: "Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!"

22. Als aber der Jüngling dieses Wort vernahm, ging er traurig davon; denn er besaß viele Güter.

23. Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: "Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer eingehen ins Himmelsreich.

24. Abermals sage ich euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht als ein Reicher in das Himmelreicht."

25. Als die Jünger die hörten, waren sie sehr betroffen und sprachen: "Wer kann dann geretet werden?"

26. Jesus blickte sie an und sprach: "Bei Menschen ist das unmöglich, bei Gott aber ist alles möglich."

27. Darauf entgegnete ihm Petrus: "Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt: was wird uns unn zurtteil werden?"

28. Jesus antwortete ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Welterneuerung, wenn der Menschensohn auf dem Thorne seiner Herrlichkeit sitzen wird, auch selbst auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten.

29. Und wer Häuser oder Brüder oder Schwester oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen verlassen hat, der wird Hundertfältiges empfangen und ewiges Leben erben.

30. Viele Erste aber werden Letzte sein und Letzte Erste."